Unter den Gästen waren Landrat Anton Knapp (li), Oberbürgermeister Andreas Steppberger (2. v. li) und Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (re)Andrea Schödl
Eichstätt - Mit einer Andacht und anschließenden Feierstunde begingen der Caritasverband für die Diözese Eichstätt und das Diakonische Werk des Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirks Ingolstadt das 25-jährige Bestehen der ökumenischen Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Eichstätt. Rund 60 Gäste, darunter Landrat Anton Knapp, Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU) und Oberbürgermeister Andreas Steppberger aus Eichstätt, waren der Einladung ins Jugendtagungshaus Schloss Pfünz gefolgt.
Jesus als "biblischer Fall"
Pfarrer George Spanos und Caritaspräses Franz MattesAndrea Schödl
"Am liebsten wäre es mir, wenn es die Erziehungs- und Familienberatung nicht bräuchte, aber sie wird immer wichtiger", betonte der evangelische Pfarrer George Spanos in der Predigt. Gemeinsam mit Caritaspräses Franz Mattes eröffnete er die Jubiläumsfeier in der Kapelle des Jugendhauses. "Mit der Lesung vom 12-jährigen Jesus im Tempel habe ich Ihnen einen biblischen Fall mitgebracht", meinte Spanos augenzwinkernd. Sehr plastisch versetzte er sich in die verzweifelte Situation von Maria und Josef, die ihren Sohn drei Tage lang suchten und erst im Tempel wiederfanden. Mit fiktiven Fragen, die sich die Eltern damals gestellt haben mögen, schlug er einen Bogen zur Situation der Erziehungsberechtigten von heute. "Guter Rat muss heute nicht teuer sein", sagte Spanos. Das beweise die Institution mit ihrem kostenfreien Angebot.
Niederschwelliges Angebot
Landrat Anton Knapp lobte in seinem Grußwort die Arbeit der Beratungsstelle. "Die Zeit mit Kindern ist bis ins Erwachsenenleben hinein mitunter sehr fordernd." Ein niederschwelliges Angebot wie die Erziehungsberatungsstelle mit ihrer großen Bandbreite an Leistungen, sei für die hilfesuchenden Familien, Jugendlichen oder Alleinerziehenden eine wichtige Stütze. Er halte es für eine wesentliche Aufgabe des Landkreises, dieses ökumenische Angebot auch in Zukunft tatkräftig zu unterstützen.
Bewegende Geschichte
Carmen Okhuysen (links) und Richard Grabisch (rechts) erzählen in einer interaktiven Präsentation die Geschichte der ökumenischen Erziehungsberatungsstelle nach. Karl Ferstl
Nach einem Rückblick auf die bewegte Geschichte der Einrichtung, den die Leiterin Carmen Okhuysen mit ihrem Stellvertreter Richard Grabisch beim Festakt präsentierte, war allen Anwesenden bewusst: Die Erziehungs- und Familienberatung ist aus Eichstätt nicht mehr wegzudenken. Seit 1994 ist die Institution eigenständig, doch die Wurzeln reichen gut 60 Jahre zurück. Bereits 1957 bot der Diözesan-Caritasverband in der Ostenstraße 14 Erziehungsberatung an. Doch die Stelle glich über Jahrzehnte eher einem Provisorium, das immer wieder eingestellt, wieder eröffnet oder durch Ingolstädter Vertretungsdienste aufrechterhalten wurde. Erst mit dem Kinder- und Jugendhilfegesetz von 1991 war eine stabile finanzielle Basis für den dauerhaften Betrieb dieser Institution geschaffen. Gerade die wechselhafte Geschichte zeige, dass der Beratungsbedarf für Eltern, Kinder und Jugendliche immer vorhanden gewesen sei, meinte Okhuysen.
Lebenswelt von Sechstklässlern
Einfühlsam und doch bedrückend klar zeigten die Schauspieler Hannes Langanky, Josefine Volk und Sandra Pagany (im Hintergrund) in dem gewaltpräventiven Stück „Raus bist Du!“ wie sich Mobbing-Strukturen in Klassen aufbauen können. Karl Ferstl
Am Ende der Feierstunde versetzte ein packendes Theaterstück der Gruppe Eukitea die Gäste in die Lebenswelt von Sechstklässlern. Ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit viel Einfühlungsvermögen zeigten die Schauspieler Sandra Pagany, Josefine Volk und Hannes Langanky auf, wie sich Mobbing-Strukturen in Schulklassen aufbauen können. Die dargestellte Not der betroffenen Schülerin, der Eltern und Lehrer im gewaltpräventiven Stück "Raus bist Du!" brachte den anwesenden Festgästen die Herausforderung der Erziehungsberatungsstelle plastisch vor Augen.
Caritasdirektor Alfred Frank (li) und Diakon Christof Bayer, Vorstand der Diakonie Ingolstadt (2.v. li), danken dem Team der Erziehungs- und Familienberatungsstelle und ihrer Leiterin, Carmen Okhuysen (mit Blumenstrauß), für die qualifizierte Arbeit. Andrea Schödl