15 Schülerinnen des Gabrieli-Gymnasiums sowie Verantwortliche aus der Stadt Eichstätt und der Caritas freuten sich darüber, dass der barrierefreie Stadtführer nun vorgestellt werden konnte. Foto: Caritas/Esser
Im Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt ist heute der barrierefreie Stadtführer vorgestellt worden, an dem 15 Schülerinnen eines P-Seminars ein Jahr lang gearbeitet haben. Rund 80 Menschen mit und ohne Behinderung freuten sich in der Aula der Schule gemeinsam, dass es nun verschiede-ne Versionen dieses besonderen Stadtführers gibt: Neben einer Ausgabe in normaler Sprache mit einer Auflage von zunächst 150 Exemplaren haben die Schülerinnen eine in leichter Sprache mit ebenso vielen Publikationen erstellt und zusätzlich eine Audioversion und Gebärdensprachvideos.
"Inklusion ist ein wichtiges Thema, aber es ist noch nicht selbstverständlich. Wir wollten nachhaltig etwas verbessern", meinte eine Schülerin zu Beginn einer Präsentation. Und eine Kollegin von ihrer ergänzte: "Wir hoffen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nun unsere Stadt kennenlernen können und unser Stadtführer ihnen den Aufenthalt erleichtert." Die Schülerinnen stellten bei der Zusammenkunft den gesamten Prozess der Entstehung des Produktes dar und dabei unter anderem zwei Hörproben über den Eichstätter Marktplatz: eine in normaler und eine in leichter Sprache.
Betroffene danken
Menschen mit Behinderung bedankten sich bei den Schülerinnen und allen, die das Projekt unterstützt haben: "Ich bin froh, dass es das jetzt gibt: zum Beispiel für den Fall, dass ich einmal Besuch von einer Person bekomme, die auch nichts sieht", erklärte die sehbehinderte Angelika Scherupp. "Das ist ein tolles Projekt! Schön, dass auf der Homepage der Stadt Videos zu sehen sind, mithilfe derer man sich hier jetzt besser zurechtfinden kann", meinte die taube Birgit Fehn, für die Gebärdensprachdolmetscherin Nadine Bauer sprach. Heidi Bamberger von der Offenen Behindertenarbeit (OBA) des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt erklärte: "Das Projekt soll ein Anfang sein, das gerne weitergeführt werden darf." Bamberger hatte gemeinsam mit Katrin Wintergerst von der OBA der Caritas-Sozialstation Eichstätt die Erarbeitung des barrierefreien Stadtführers durch das P-Seminar von Lehrerin Nicole Christoph stark unterstützt. Schulleiter Christof Neumayr erklärte, alle Beteiligten hätten das Projekt "engagiert vorangetrieben, und das erfüllt uns mit Stolz".
Die 3. Bürgermeisterin von Eichstätt, Martina Edl, sagte in ihrer Ansprache: "Dieses Thema ist uns, der Stadtverwaltung und den Stadträtinnen und Stadträten, deshalb so wichtig, weil wir allen Menschen, gleich ob mit oder ohne Einschränkungen, dieselben Möglichkeiten anbieten möchten, unsere wunderschöne Stadt kennenzulernen, zu sehen und erfahren zu können." Sie erinnerte daran, dass die Idee für diesen auf den Behindertenbeirat in der Stadt zurückgehe. Daraus sei schließlich das Kooperationsprojekt mit dem P-Seminar des Gabrieli-Gymnasiums und der beiden Caritas-Einrichtungen für Offene Behindertenarbeit entstanden.
"Die Kosten für einen gedruckten Stadtführer, für die Übersetzung in leichte Sprache sowie für die Erstellung von Bild- und Audiodateien für die Online-Medien werden durch die Caritas, die Stadt Eichstätt und die Städtebaufördermittel von Bund und Land gemeinsam getragen", informierte Martina Edl. Die Stadt übernehme konkret die Kosten für die Einbindung der barrierefreien Inhalte auf der Seite www.eichstaett.de . Die 3. Bürgermeisterin meinte grundsätzlich: "Heute erfreut es mich ganz besonders und macht mich unglaublich stolz, dass es gelungen ist, dieses höchst anspruchsvolle Projekt zu realisieren. Belegt es doch, dass Barrieren für Menschen mit Einschränkungen abgebaut werden können, wenn viele an einem Strang ziehen. Mit dem ‚Stadtführer für Menschen mit Behinderung - Eichstätt barrierefrei erleben‘ ist ein äußerst wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen."
Kompliment an Schülerinnen
Schülerinnen des P-Seminars dankten Heidi Bamberger, Nicole Christoph und Katrin Wintergerst (von rechts) für deren Unterstützung in dem Projekt. Foto: Caritas/Esser
Auch der stellvertretende Caritasdirektor, Andreas Steppberger, sprach den Schülerinnen "mein Kompliment für diese tolle Arbeit" aus. Sie hätten innerhalb und außerhalb ihrer Seminarstunden in der Freizeit mit viel Fleiß etwas sozial Sinnvolles zustande gebracht. Er lobte insbesondere, dass die jungen Frauen in dem Projekt auch den Kontakt zu Betroffenen selbst gesucht hatten und mit Menschen mit Behinderung ins Gespräch gekommen sind. Die Schülerinnen hörten Er-fahrungsberichte von Betroffenen, besuchten das Caritas-Zentrum St. Vinzenz und erkundeten gemeinsam mit Menschen mit Behinderung die Stadt. "Das ist aus meiner Sicht mindestens ebenso wichtig wie die inhaltliche Arbeit, die Sie geleistet haben. Denn damit haben Sie Inklusion deutlich erlebbar gemacht", erklärte Steppberger. Er würdigte aber auch den Einsatz von Heidi Bamberger, Katrin Wintergerst und Nicole Christoph: "Auch Sie haben in dieser Zeit viel über Ihre normale Arbeit hinaus geleistet."
Alle Wortbeiträge bei der Veranstaltung wurden von Gebärdensprachdolmetscherin Nadine Bau-er für Menschen mit Beeinträchtigung übersetzt. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Veeh-Harfengruppe des Caritas-Zentrums St. Vinzenz Ingolstadt.