"Was Sie hier tun, ist Friedensarbeit." Das sagte vor kurzem ein Klient der ökumenischen Erziehungsberatung Eichstätt dessen Berater Richard Grabisch. Die Aussage verdeutlicht, warum diese Stelle in besonderer Weise die diesjährige bundesweite Caritas-Jahreskampagne unter dem Motto "Frieden beginnt bei mir" umgesetzt hat. "Diese hat einfach ganz viel mit unserer Arbeit zu tun", erklärt Leiterin Carmen Okhuysen.
In den Räumen der Beratungsstelle findet man auf einem Spiegel und mehreren Türen einen Aufkleber mit dem Spruch "Frieden beginnt bei mir". Im Gang vor der Stelle hängen um ein Plakat mit der Aufschrift des Mottos über 20 Blätter mit Friedenstauben. In diese haben Mitarbeitende eigene Sprüche über den Frieden sowie solche von Klienten geschrieben. Zum Teil sind diese allgemeiner Natur wie zum Beispiel "Menschen sollten miteinander reden, nicht Krieg führen", "Frieden braucht eine entsprechende Sprache", "Wenn ich innehalte und wirklich zuhöre" oder "Kein Frieden ohne Freiheit und Toleranz". Doch es stehen dort auch Sätze im Zusammenhang mit der Beratung in der Stelle: "Ein Jugendlicher sieht für sich wieder eine Perspektive für sein Leben", "Wenn Eltern sich verstanden fühlen und Probleme mit ihren Kindern Schritt für Schritt meistern können, sodass sie sich sicher fühlen dürfen" und "Ein Ehepaar spricht wieder miteinander, findet Zeit für sich".
"Bei hochstrittigen Paaren ist schon viel erreicht, wenn es zu einem ‚Waffenstillstand‘ kommt", erklärt Grabisch. Etwa die Hälfte der Fälle in der Beratungsstelle hat laut Carmen Okhuysen mit Familien zu tun, die Trennung und Scheidung betreffen. "Wir helfen den Paaren, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu verdeutlichen, damit sie zu diesen gemeinsam eine gute Beziehung pflegen, auch wenn Vater und Mutter nicht mehr zusammenleben", so Okhuysen. Auch habe es die Beratung schon erreicht, dass Eltern wieder in eine Beziehung getreten sind, die zuvor zwei Jahre nicht miteinander gesprochen haben. Ebenso gebe man zum Beispiel Ratschläge, was zu tun ist, wenn ein Geschwisterkind sich von den Eltern nicht gesehen fühlt und meint, dass der Fokus zu sehr auf dem Bruder oder der Schwester liegt.
"Die Familie ist die kleinste Einheit. Wenn sie unter Druck steht, begleiten wir durch die Talsohle", beschreibt Beraterin Birgit Vetter grundsätzlich die Friedensarbeit der Beratungsstelle von Caritas und Diakonie. Die Talsohle betreffe mal die Beziehung von Eltern zum Kind, mal jene unter Geschwistern, mal die Beziehung von Kind und Schule. Es komme nicht selten vor, dass in der Beratung Tränen fließen. "Dann helfen wir dabei, aus dem Schmerz und der Trauer heraus wieder Neues zu beginnen. Wir helfen zum Beispiel einem Jugendlichen, der Mobbing ausgesetzt war, wieder sein Selbstwertgefühl zu finden", informiert Leiterin Carmen Okhuysen.
Die Beraterinnen und Berater bedienen sich unter anderem der Methode der Gewaltfreien Kommunikation nach Marschall B. Rosenberg. Dabei vermitteln sie den Betroffenen, dass sie die gewaltvolle "Wolfssprache" vermeiden und die gewaltfreie "Giraffensprache" verwenden sollen. Der Wolf steht mit seinen spitzen Zähnen für denjenigen, der mit seiner Sprache zubeißt und den anderen verletzt. Die Giraffe hat hingegen nicht nur einen langen Hals für einen guten Überblick, sondern auch ein großes Herz. Darum geht es in der gewaltfreien Kommunikation: das Herz einsetzen, empathisch sein und versuchen, miteinander in Verbindung zu kommen.
Die Friedensarbeit fängt aber in der Beratungsstelle bereits dann an, wenn die Verwaltungsangestellten Walburga Wittmann und Miriam Karg am Telefon erstmals mit Klienten sprechen: "Dann bemühe ich mich darum, dass sie sich verstanden fühlen", so Walburga Wittmann. "Und ich sage ihnen, dass sie Hoffnung haben dürfen", sagt Miriam Karg. "Bei uns kann dann jeder seine Bedürfnisse herausfinden und äußern, ohne, dass diese bewertet werden", fasst Carmen Okhuysen die Chance für Betroffene zusammen, über ihre Beratungsstelle zum Frieden zu finden.